Vor vielen Jahren lief einmal alles gegen Heimersheim II: Wir gewannen das letzte Spiel, glichen damit unser Punktekonto aus und wähnten uns “über dem Strich”. Dann kamen die Ergebnisse der Konkurrenten um den Klassenerhalt, die alle überraschend und zu unseren Ungunsten waren. So stiegen wir sehr unglücklich wegen der Brettpunkte ab.

Damals hätte sich niemand vorstellen können, dass wir eines Tages sogar mit positiver Saisonbilanz absteigen würden. Doch die Umstrukturierung der rheinhessischen Ligen macht es möglich! Aufstellen ist schwierig, das haben wir im Laufe der Saison gemerkt – aber auch die Berechnung, wie viele Mannschaften nun absteigen, hat uns in dieser Saison überfordert. Dazu später mehr…

Vor dem Spiel gegen Gau-Algesheim IV gingen wir von 6 Absteigern bei 12 Teams aus. Entsprechend war ein 4,5 +x angesagt, um bei Schützenhilfe der Landskroner Pfeddersheim II noch zu überholen. Mit einem 8:0 hätten wir Pfeddersheim II sogar bei einem 4:4 noch abgefangen. Aber auf 8:0 kann man nicht spielen – oder!?

Zu Beginn des Mannschaftskampfs stand es bereits 1:0, denn Thomas Klein blieb ohne Gegner. Für Muttertag, langes Wochenende, lange Saison usw. sind 8 gegen 7 mittlerweile fast schon positiv zu sehen, aber für Schützenhilfe aus Oppenheim keine gute Voraussetzung. Heimersheim II hat in dieser Saison übrigens 1x ein Brett nicht besetzten können und insgesamt 6:1 Punkte aus freien Brettern “geholt”.

Gegen die tapferen jungen Gau-Algesheimer erwies sich der Angriff als effektivstes Mittel. So rückte Hans Farid Resa kontrolliert mit seinen Figuren nach vorne und profitierte dann von einem taktischen Fehler seines Gegners – 2:0. Jochen Thorn hatte es zwar nicht mit einem Gegner aus der Gau-Algesheimer Nachwuchsschmiede zu tun, behielt in taktischen Verwicklungen im Zentrum und am Königsflügel aber ebenfalls die Oberhand. So stand es früh 3:0 und an drei weiteren Brettern lagen die Heimersheimer materiell mit einem Bauern vorne.

Also doch versuchen, auf 8:0 zu spielen? Das erledigte sich – aus meiner Sicht – von alleine! Jon-Tom Kreißig hatte an Brett 8 zwar einen Mehrbauer, seine Nerven waren nach einigen Scharmützeln auf dem Brett aber schon arg strapaziert. Da kam ihm das Remisangebot seines Gegners gerade recht, das er nach Rücksprache mit dem “Mannschaftsführer” annahm. Nur wer war hier der Mannschaftsführer? Nachdem ich die Mannschaft für das Spiel aufgestellt und die Begrüßung gemacht hatte, hielt ich mich für diesen. Doch nach einem Gang auf die Toilette musste ich feststellen, dass das wohl nicht alle so sahen – jedenfalls wurde ich zu dem Remisangebot nicht befragt. Große Freude…

Julian Schnäbele hatte Glück, dass er trotz eines Einstellers genügend Gegenspiel fand, um seinen jungen Gegner in einen taktischen Fehler zu drängen. Udo Michel verwertete seinen Mehrbauern hingegen sicher. Werner Norheimer musste sich nach ruhigem Aufbau in Geduld üben, bis auch er nach einigen Stunden im Endspiel gewinnen konnte – 6,5:0,5.

Ich kam mit Druck auf das gegnerische Zentrum aus der Eröffnung und konnte nach einer Ungenauigkeit den ersten weißen Bauern gewinnen. Der Ärger über die vergebene 8:0-Chance und das Wissen, dass mein Ergebnis für die Mannschaft keine Bedeutung mehr haben würde, waren für mich nicht besonders hilfreich. So vergab ein voreilig gespielter Zug die Chance auf Bauer Nummer 2 nebst unspektakulärem Endspiel. Stattdessen lief ich in eine Fesselung, aus der ich zwar immer noch mit Mehrmaterial herauskam, die aber viel Zeit kostete. Bis zum 40. Zug wurde aus dem Mehrmaterial dann eine komplett verlorene Stellung, die zum Endstand von 6,5:1,5 führte.

Dann hieß es warten auf die anderen Ergebnisse. Als erstes erfuhren wir vom 4:4 der Pfeddersheimer. Um hinter Pfeddersheim II zu bleiben, am Ende um 1 Brettpunkt, haben wir in dieser Saison nun wirklich herausragend viel getan! Es folgten die Sfr. Mainz IV, die zwar mit 5:3 relativ nah an einen Punktverlust herankamen, diesen aber vermieden und so 4,5 Brettpunkte vor uns blieben. Brettpunkte waren noch nie ein Freund der Heimersheimer Schachmannschaften! Wir blieben also auf Rang 7, was den Gang in die 2.Verbandsliga bedeutet.

Der Schlusspunkt folgte am selben Abend, als plötzlich auch die vor uns liegenden Pfeddersheimer als Absteiger markiert wurden! Wir fragten nach, rechneten nach und kamen zu dem Schluss, dass es tatsächlich gar nicht 6 sondern 7 Absteiger waren. Etwas erleichternd, dass wir auch mit einem 8:0 nicht gerettet gewesen wären, aber gleichzeitig komisch, über Monate hinweg einem falschen Platzierungsziel hinterhergelaufen zu sein.

Aber blicken wir auf das Positive: Kommende Saison gibt es wieder eine übersichtliche Zahl an Auf- und Absteigern. Uns erwarten in der 2. Verbandsliga (bis auf Aufsteiger Ingelheim III) nur Mannschaften, die wir diese Saison am Brett geschlagen haben. Da sollte doch einer der zwei Aufstiegsränge drin sein.

Und nachdem die Vorsaison mit 4:14 Punkten am Brett wenig Freude machte, sah das bei 12:10 Punkten und drei 3,5:4,5-Niederlagen dieses Jahr ganz anders aus. Jochen Thorn (8 aus 11, Leistung 1702) und Udo Michel (7 aus 11) holten die meisten Punkte im ganzen Verein. Julian Schnäbele (6 aus 8) und Hans Farid Resa (3,5 aus 4) hatten mit 75% hinter Anna Endress die besten Quoten im Verein. Vier weitere Spieler blieben am Brett über der 50%-Marke… “Lebbe geht weiter!”

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